Unsere Projekte
Neben der Museums- und Archivarbeit wurden und werden im Rahmen von Projekten: Bildungsangebote entwickelt, die DOMiD-Sammlung erweitert, Migrationsgeschichten gesammelt und vermittelt sowie zur allgemeinen Reflexion über die Migrationsgesellschaft angeregt.
Derzeit befinden wir uns in der Aufbauphase des Museum Selma, das als größtes Projekt von DOMiD derzeit realisiert wird. Als ein Teil der Vorbereitung fand das partizipative Projekt DOMiDLabs statt. Hier finden Sie eine Auswahl aktueller und vergangener Projekte.
Das bundesweite Migrationsmuseum: Museum Selma
Mit dem Museum Selma entsteht in Köln ein Ort, an dem in Dauer- und Wechselausstellungen gezeigt wird, wie sich Migration in die deutsche Geschichte eingeschrieben hat und unser gesellschaftliches Zusammenleben prägt. Darüber hinaus bietet das Haus als Kultur- und Bildungsstätte Raum für Austausch und Perspektivwechsel, etwa zu Fragen um Identität, Zusammenleben und Teilhabe.
Das Ziel von DOMiD war es seit seiner Gründung ein Museum zu errichten, in dem Migration als Normalfall vermittelt wird. Dieser Plan steht nun vor seiner Verwirklichung. Im Jahr 2019 stellten der Bund und das Land NRW Mittel für das "Haus der Einwanderungsgesellschaft" in ihre Haushalte ein. Es wird mit einer Inbetriebnahme ab 2029 gerechnet.
DOMiDLabs: Labore für partizipative Museumsgestaltung
Um zu erproben, wie sich die Stadtgesellschaft am Museum Selma beteiligen und in dessen zukünftige Gestaltung einbringen kann, wurde das Projekt DOMiDLabs: Labore für partizipative Museumsgestaltung gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufen. Unter dem Motto #unserMuseum gemeinsam gestalten kamen bei DOMiDLabs in vier Laboren unterschiedliche Menschen zusammen – Kurator*innen, Szenograf*innen, Menschen der Stadtgesellschaft und das Projektteam. Ihr gemeinsames Ziel war es, anhand verschiedener Themen Ideen für die Gestaltung des neuen Museums zu entwickeln und zu testen. Fragen der Labore waren unter anderem: Wie können sich Menschen im Museum begegnen? Wie kann eine Ausstellung aussehen, die dem Museum ermöglicht, auf aktuelle Debatten zu reagieren? Wie können Themen und Geschichten respektvoll sensibel ausgestellt werden?
Jedes der vier Labs fand in Köln statt, hatte eine Laufzeit von etwa elf Monaten und endete mit einer Ausstellung. In dieser wurden jeweils die Ideen und Ergebnisse der Labore öffentlich präsentiert und von Besucher*innen getestet sowie kommentiert. Die Ausstellungen wurden zwischen 2022 und 2024 an verschiedenen Orten in Köln gezeigt.
Das Projekt DOMiDLabs wurde von 2021 bis 2024 von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.
Die Labore
#1 Treffpunkt Museum – Das „Haus der Einwanderungsgesellschaft“ als Ort der Begegnung
Gemeinsam mit Menschen aus Köln-Kalk – dem zukünftigen Standort des Museums – beschäftigen wir uns im Labor Treffpunkt Museum mit dem Thema „Begegnung(en) in der Migrationsgesellschaft“ und mit der Frage, was eine Ausstellung braucht, um Besucher*innen zu Begegnungen einzuladen.
Die Arbeit im Labor findet in unterschiedlichen Workshops statt. Diese werden von Danielle Kuijten (Heritage Concepting, Amsterdam) zusammen mit den DOMiD-Mitarbeiterinnen Sandra Vacca und Azziza B. Malanda inhaltlich vorbereitet und durchgeführt. Begleitet werden die Workshops zudem von dem Architekt*innen-Kollektiv raumlaborberlin, das – in Abstimmung mit dem Team – das Design und den Bau der Ausstellung übernimmt.
Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist die offen gestaltete Ausstellung TREFFPUNKT mit Objekten, Karten und Boxen, welche erkundet, kommentiert und ergänzt werden können. Besucher*innen sind dazu eingeladen, einander zu begegnen, auf Erzählungen, Orte und Objekte aus Kalk – und anderswo – zu treffen sowie eigene Beiträge beizusteuern. So entsteht ein dynamischer Ort, an dem gemeinsam etwas andere Ausstellungserfahrungen erlebt werden können. Mehr Informationen zur Ausstellung hier und auf domidlabs.de.
#2 Mind the Gap! – Sammlungslücken ausstellen
Jede Sammlung hat Lücken. Diese können in Museen fehlende Objekte oder bislang nicht berücksichtige Erzählungen sein. Auch die DOMiD-Sammlung hat solche Leerstellen. Eine davon sind beispielsweise LGBTIQA+ Perspektiven. Daraus ergeben sich Fragen: Wie kann das von DOMiD geplante Migrationsmuseum in seiner zukünftigen Dauerausstellung (gestalterisch) mit Lücken umgehen? Wie kann/können die LGBTIQA+ Geschichte/n der Migrationsgesellschaft erzählt werden? Warum gibt es zu dieser Geschichte (bislang) nur wenige Objekte und Zeugnisse? Wie gehen wir mit diesen Lücken in der DOMiD-Sammlung um?
Um diese Fragen anzugehen, kommen in Lab #02 Menschen der diversen Stadtgesellschaft mit Migrationsgeschichte und Erfahrungen in LGBTIQA+ Zusammenhängen, das DOMiD-Projektteam, eine Person zur Erarbeitung und Durchführung des Laborkonzepts sowie Ausstellungsbauer*innen zusammen. Ziele der gemeinsamen Laborarbeit sind, mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für das Thema und diverse Lebensrealitäten zu schaffen sowie problematische Festschreibungen aufzubrechen.
Bei regelmäßigen Treffen tauschte sich das Laborteam intensiv über persönliche und gesellschaftliche LGBTIQA+ Erzählungen und Themen aus. Davon ausgehend entwarf und erprobte das Team gestalterische Elemente und Formate, die Sammlungslücken visuell und räumlich übersetzen.
Den Abschluss von Lab #02 bildet die Ausstellung Mind The Gap! Erzählungen und Fragen von Migrant*innen. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit sind vom 31.03. – 04.05.2023 im Kulturbunker Köln-Mülheim zu sehen. Mind The Gap! ist eine inhaltliche und gestalterische Auseinandersetzung mit fehlenden LGBTIQA+ Perspektiven in der DOMiD-Sammlung. Mehr Informationen zur Ausstellung
Mehr Informationen zu Lab #02 hier und auf domidlabs.de.
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Das Laborteam verwendet bei der gemeinsamen Arbeit den Begriff LGBTIQA+. Dieser ist eine Abkürzung der englischen Wörter lesbian, gay, bisexual, transgender, intersex, queer, asexual und + für other diverse sexual orientations and gender identities. Die deutsche Übersetzung des Begriffs lautet LSBTIQA+. Dieser steht entsprechend für: Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* Personen, inter Personen, queere Personen, asexuelle Personen und + für weitere sexuelle Identitäten oder Geschlechtsidentitäten.
#3 Re-Act! – Die Gestaltung von (re-)aktiven Elementen
Das Auftakt-Treffen von Lab #03 fand im Juni 2023 statt. Daran nahmen zahlreiche Personen der Stadtgesellschaft teil, die sich auf einen öffentlichen Aufruf von DOMiDLabs gemeldet hatten. Sie bilden, zusammen mit İdil Efe (Berlin), Kollektiv Plus X (Leipzig) sowie Sandra Vacca und Azziza B. Malanda (beide DOMiDLabs), das Laborteam.
Inhaltlich standen im dritten Labor folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie kamen und kommen Menschen in unserer Gesellschaft an? Wie werden sie hier wahrgenommen, behandelt und gesehen? Welche Rolle spielen dabei Geschlecht, rassistische Zuschreibungen, soziale Herkunft sowie finanzielle Verhältnisse? Oder anders formuliert: Was ist der Mensch wert?
Ergänzend dazu wurde gemeinsam überlegt, wie eine (re-)aktive Dauerausstellung gestaltet sein kann, um aktuelle Debatten und neueste Erkenntnisse aufzugreifen und um dem Publikum Möglichkeiten zur Ergänzung und Kommentierung zu bieten.
Gearbeitet wurde in Lab#03 in unterschiedlichen Workshops, bei denen die Teilnehmer*innen persönliche Geschichten, Gedanken und Perspektiven einbrachten. Diese wurden im Laufe des Laborprozesses nach und nach in gestalterische Elemente übersetzt.
Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit ist WERT / SCHÄTZEN – Eine Ausstellung über Anerkennung in der Migrationsgesellschaft und ist vom 20.01 bis 28.02.2024 in der Halle der Alten Feuerwache Köln zu sehen.
Informationen rund um das Labor finden Sie hier sowie auf domidlabs.de.
#4 Vorsicht Trigger! – Sensible Objekte und Themen multiperspektivisch ausstellen
DOMiD behandelt in seinen Ausstellungen und Programmen brisante Themen wie etwa Rassismus, Krieg, Flucht oder Verfolgung. Die dabei gezeigten Objekte und erzählten Geschichten erfordern gleichermaßen einen kritischen sowie sensiblen Umgang.
Über die Jahre haben die Mitarbeiter*innen von DOMiD selbst sowie im Austausch mit Ausstellungsbesucher*innen oder Workshopteilnehmer*innen unterschiedlichste Reaktionen erlebt. Trauer, Nostalgie, Wut, Scham, aber auch Stolz, Melancholie, Antrieb und Freude: Mal waren es Objekte, mal Situationen, mal Themen, mal Geschichten, die unvermittelt intensive – positive sowie negative – Emotionen auslösten.
Mit Blick auf unser in Köln-Kalk entstehendes bundesweites Migrationsmuseum stellen sich uns im Lab #04 „Vorsicht Trigger“ die Fragen: Wie können in einer Ausstellung Objekte und Geschichten sensibel ausgestellt werden, die starke Gefühle auslösen? Wo begegnen wir diesen Gefühlen, mit welchen Sinnen erleben wir sie? Wie können Gefühle auffangen, auf diese reagieren, ihnen Raum geben? Wie können wir als Museum einen gestalterischen und räumlichen Umgang damit finden?
Als Ziel erträumen wir uns als DOMiDLabs-Team einen Raum, der uns im besten Fall aufzeigt, wonach wir uns in einer Gesellschaft sehnen: Etwas mehr Mitgefühl.
Deniz Weber begleitet das Lab #04 kuratorisch und Studio Quack übernimmt die Gestaltung, das Design und den Bau der abschließenden Laborausstellung.
Das Ergebnis der gemeinsamen, partizipativen Arbeit ist Handle with Care – Eine Ausstellung über Erzählungen, Gefühle und Perspektiven aus der Migrationsgesellschaft. Die Ausstellung ist vom 12.10. – 28.11.2024 bei GOLD+BETON und Gemeinde Köln in der Ebertplatzpassage, Köln zu sehen.
Informationen rund um das Labor, die Ausstellung und das Rahmenprogramm gibt es hier und auf domidlabs.de.
Ausstellungen der vier DOMiDLabs
Rückblick: eine Auswahl unserer Projekte
#1 Meinwanderungsland – Jede Geschichte zählt | 2017-2020
Nach dem Motto „Jede Geschichte zählt“ wurde das großangelegte Vermittlungs-Projekt #Meinwanderungsland „Gemeinsam unterwegs? Geschichte(n) der Migrationsgesellschaft“ im Zeitraum von Dezember 2017 bis September 2020 realisiert.
In der ersten Projektphase stand die Tour durch das ganze Bundesgebiet im Mittelpunkt. Mit einer interaktiven Ausstellungs- und Erzählplattform tourte das #Meinwanderungsland-Team 2018/19 für 92 Tage durch alle 16 Bundesländer. Auf öffentlichen Plätzen gab das Team Einblicke in die DOMiD-Sammlung und tauschte sich mit Passant*innen über das Thema Migration aus. Zusätzlich wurde eine Plattform für Dialog, Workshops, Stadtrundgänge, Lesungen und anderen Events geboten.
Parallel wurden zwei Workshops, für Schüler*innen „Mit Objekten lernen – Rassismus begreifen“ und „Migration als Normalfall – Multiperspektivisch und transkulturell berichten“ für Medienschaffende, entwickelt und erfolgreich durchgeführt.
In der zweiten Projektphase passte sich das Projekt der Bedingungen der Corona-Pandemie an. Trotz Covid-19 wurden innovativ-alternative Veranstaltungs- und Vermittlungsformate entwickelt und die digitalen Aktivitäten des Projekts weiter ausgebaut. Die sowohl 2020 auf der bundesweiten Städte-Tour sowie über unsere digitalen Kanäle gesammelten Geschichten, Videos und Fotos über Migration wurden auf unserem Blog sowie in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #Meinwanderungsland geteilt.
Das Projekt half DOMiD zudem seine bundesweiten Netzwerke weiter auszubauen.
Gefördert wurde das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration und Flüchtlinge und Integration.
Das Projekt "Meinwanderungsland" wurde ausgezeichnet mit dem kulturpolitischen Zukunftspreis "Kulturgestalten 2021" in der Kategorie "Einzelprojekte".
#2 Virtuelles Migrationsmuseum | 2018
Das Virtuelle Migrationsmuseum veranschaulicht das Thema Migration in 3D. Die Besucher*innen des Museums bewegen sich durch eine fiktive Stadtlandschaft mit neun Gebäuden, die unterschiedlichen Themen gewidmet sind. Darüber hinaus reisen sie durch die Zeit, indem sie zwischen drei Epochen wechseln können.
Auf der Webseite des Virtuellen Migrationsmuseums stehen aktualisierte Versionen für unterschiedliche Endgeräte zum Download zur Verfügung. So lässt sich das Museum auf dem Desktop-Computer zu Hause, auf dem Handy in der Bahn oder auch auf dem Tablet im Geschichtsunterricht in der Schule besuchen.
Das Projekt wurde gefördert durch die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) und den Landschaftsverband Rheinland (LVR).
Das "Virtuelle Migrationsmuseum" wurde ausgezeichnet mit dem "DigAMus Award 2020" in der Kategorie "Inklusion und Integration".
#3 Refugee Stories Collection – jede Geschichte zählt! | 2017/2018
Ein englischer Titel, drei Wörter und eine einfache Idee: Die Geschichten derjenigen zu sammeln, die seit Mitte 2015 nach Nordrhein-Westfalen geflüchtet sind. Mit dem „Refugee Stories Collection“-Projekt dokumentierte DOMiD in den Jahren 2017 und 2018 die Erlebnisse und Erfahrungen von 71 Menschen, deren Flucht sie nach NRW führte. Es wurden sowohl Hintergründe, Ursachen und Fluchtumstände erfragt, als auch die aktuellen Lebensumstände seit ihrer Ankunft in Deutschland beleuchtet.
Dabei stand vor allem ein Perspektivwechsel im Vordergrund: drei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit eigenem Fluchthintergrund führten Interviews, sammelten Objekte und Fotos. Jonatan Bekele, Sahra Camal und Sami Dzemailovski setzten auf diese Weise in Zusammenarbeit mit DOMiD und der Projektkoordinatorin Elisabeth Pütz ein starkes Signal für mehr gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten, vor allem bei der Narration von persönlichen Geschichten.
Ziel des Projekts war von Beginn an, durch die Aufarbeitung Wissen und Verständnis zu vermitteln, aber auch Empathie und Solidarität zu schaffen. So wird nicht nur die aktuelle Situation der Geflüchteten zugänglich und sichtbar gemacht, sondern neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Implikationen für den Umgang mit Geflüchteten auf politischer und gesellschaftlicher Ebene geliefert.
Die Publikation „Refugee Stories Collection – Jede Geschichte zählt!“ gewährt einen Einblick in die geführten Interviews und gesammelten Materialien.
Sie steht auf unseren Webseiten zum Download zur Verfügung.
#4 Blickwechsel Deutschland-Frankreich | 2016
Die Ausstellung „Blickwechsel Deutschland-Frankreich: Immigranten in der Arbeiter- und Sozialgeschichte, 1968-1990“ ist seit März 2016 online. DOMiD unterstützte das Projekt der Association Génériques aus Frankreich mit Fotografien.
Ziel der Ausstellung ist, eine historische Leerstelle zu füllen. Diese besteht darin, dass die Geschichte der Einwanderung von ArbeitsmigrantInnen, sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich bisher kaum wahrgenommen wurde.
Die Ausstellung versucht, dieser Tatsache entgegenzuwirken, indem sie anhand einer Vielzahl von Archivmaterialien (Plakaten, Zeitschriften, Fotographien, Flugblättern, Videos...) die Geschichte von Menschen, die ihr Herkunftsland zwischen 1968 und 1990 verließen, um in der deutschen und französischen Industrie zu arbeiten, schlaglichtartig nachzeichnet.
Association Génériques hat die Online-Ausstellung erstellt und DOMiD unterstützte das Projekt mit Archivmaterial zum deutschen Kontext. Der Verein Génériques setzt sich seit 1987 für den Erhalt, die Bewahrung und Sichtbarkeitsmachung der migrantischen Geschichte in Frankreich und Europa ein. Gefördert wurde das Projekt vom Deutsch-Französisches Jugendwerk.
Zur Ausstellung geht es hier.
#5 DOMiD macht Schule | 2013
Das Pilotprojekt „DOMiD macht Schule“ realisierte DOMiD gemeinsam mit der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Leverkusen. Den Rahmen der Zusammenarbeit bildete eine Bildungspartnerschaft innerhalb des Förderprogramms „Archiv und Schule“ des NRW-Landesministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.
Ein Ergebnis des Projekts ist eine Materialsammlung, die als Basis für den Themenkomplex „deutsche Migrationsgeschichte“ in schulischer Arbeit eingesetzt werden kann. Die Arbeitsmaterialien sind insbesondere für das Unterrichtsfach Geschichte der Sekundarstufen I und II aller Schulformen konzipiert. Ausgewählte Themenblöcke können jedoch auch in Fächern wie Sozialwissenschaften, Politik, Ethik, Erdkunde, Praktische Philosophie, Religion oder Deutsch oder fächerübergreifend angeboten werden.
Das Besondere an diesem Projekt war, dass für die Schüler*innen die Möglichkeit bestand, mit unterschiedlichen Materialien aus der Sammlung von DOMiD zu arbeiten. Das umfasste Fotos, Dokumente, Film- und Tonaufnahmen, Zeitzeug*inneninterviews, Zeitungsartikel und andere museale Objekte. Auf diese Weise wurde das Thema Migration „erfahrbar“ gemacht und Geschichte spannend und außergewöhnlich vermittelt. Das Projekt ermöglichte darüber hinaus, das Archiv als historischen Fundus kennenzulernen und bot einen Einblick in die Archivarbeit: Die Schüler*innengruppen konnten an einer Führung durch unsere Archivräume und Depots teilnehmen.
Im Anschluss an die Workshops mit DOMiD präsentierten die Schüler*innen des Projektkurses der Oberstufe eine Ausstellung in ihrer Schule. Diese Ausstellung zeigte ausschließlich Exponate, Fotografien und Zeitzeug*inneninterviews, die die Schüler*innen selbst recherchiert bzw. durchgeführt haben.
Das Projekt erreichte eine Sensibilisierung für die Migrationsgeschichte, die unumstritten Teil der Geschichte Deutschlands ist, und ermutigte, einen verständnis- und verantwortungsvollen Umgang mit Mitmenschen zu pflegen. Die Schüler*innen mit eigener Migrationsgeschichte wurden in ihrer Identitätsfindung gestärkt.
Für die Schüler*innen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule war es der erste Besuch in einem Archiv. Sie und ebenso die Lehrer*innen empfanden die Arbeit im Archiv als besonders anregend und authentisch. Die Zusammenarbeit mit der Schule hat sehr gut funktioniert, so dass weitere gemeinsame Projekte bereits in Planung sind.
#6 Projekt Migration | 2005/06
DOMiD realisierte das "Projekt Migration" in Kooperation mit dem Kölnischen Kunstverein, dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main sowie dem Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Förderer war die Kulturstiftung des Bundes.
Das Projekt umfasste eine Vielzahl von Forschungsprojekten, Kunstaktionen, Veranstaltungen und Filmprogrammen. Im Fokus dieser Arbeiten standen die Geschichte der Arbeitsmigration seit den 1950er Jahren sowie die durch diese Wanderungsbewegungen ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungen.
Zu der Vielzahl von durchgeführten Veranstaltungen und Aktionen zählte auch eine Ausstellung. Sie war von Herbst 2005 bis Anfang des Jahres 2006 an vier zentralen Orten in Köln zu sehen. Anlass bildete der 50. Jahrestag des deutsch-italienischen Anwerbevertrages am 20.12.2005. Er markierte den formalisierten Beginn von Migrationen zwischen verschiedenen Mittelmeerstaaten sowie Portugal und Deutschland.
Die Ausstellung stellte die gesellschaftsverändernden Wirkungen von Migration in den Mittelpunkt. So präsentierte sie ein von Migration mitgestaltetes Deutschland und Europa. Darüber hinaus entwickelte sie aus der Betrachtung der Geschichte und Gegenwart heraus die Frage nach dem Zukunftspotential von Migration.
Ein mehrsprachiger Katalog im DuMont Verlag ergänzte die Ausstellung. Er umfasst fotografisches und künstlerisches Bildmaterial, Dokumente und Interviews sowie Essays internationaler WissenschaftlerInnen. Für seine außergewöhnliche Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung wurde er 2005 mit dem Preis der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.