Koreanische Krankenschwestern – zwischen Hochachtung, Überqualifizierung und Ausgrenzung
Von den späten 1950er Jahren bis Ende der 1970er Jahre kamen neben indischen und philippinischen Pflegekräften über 11.000 koreanische Krankenschwestern in die Bundesrepublik. In zeitgenössischen deutschen Medien wurden sie meist wertschätzend beschrieben. Ihre Wahrnehmung und Darstellung zeigte allerdings ebenso deutliche Spuren einer rassistischen Exotisierung. Auch in ihrem Arbeitsalltag stießen sie oft auf Vorurteile und Stereotypisierungen.
Anders als in Korea wurde in Deutschland in Ausbildung, Tätigkeit und Bezahlung nicht zwischen sogenannten „Hilfsschwestern“ und besser ausgebildeten „Krankenschwestern“ unterschieden. Dadurch stachen auf der einen Seite die koreanischen Krankenschwestern gegenüber ihren deutschen Kolleginnen als die besser qualifizierten Fachkräfte heraus und waren bei den Patient*innen und Ärzt*innen besonders beliebt. Auf der anderen Seite sahen sich die koreanischen Krankenschwestern jedoch plötzlich mit Tätigkeiten konfrontiert, die sonst nicht zu ihrem Aufgabenspektrum als Krankenschwester gehörten, wie z.B. das Waschen der Patient*innen. Der koreanische Qualifikationsvorsprung führte zudem oft zu Neid und Konkurrenzdenken bei den deutschen Krankenschwestern – und damit für die Koreanerinnen zu sozialer Ausgrenzung am Arbeitsplatz.
Fast 30% der Koreanerinnen, die als Krankenschwestern nach Deutschland kamen, blieben hier. Von den übrigen 70% zogen ein Drittel nach Nordamerika, auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten – der Rest kehrte nach Südkorea zurück. Dort entstand auf der Insel Namhaedo ein „deutsches Dorf“, in welchem sich einige Zurückkehrende aus Deutschland ansiedelten.