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Ceremony in the NRW State Parliament: 60 Years of the German-Turkish Recruitment Agreement
Der Landtag NRW zeigt anlässlich des Jubiläums des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens zwei unserer Ausstellungen, die am 3.12.2021 bei einem Festakt eröffnet wurden. Mit der Ausstellung „Viel erlebt, viel geschafft… viel zu tun! – Geschichten aus der Migrationsgesellschaft“ schaut DOMiD auf über 60 Jahre Migrationsgeschichte zurück. Sie wirft Schlaglichter auf unterschiedliche Themen wie Arbeitsmigration, Sprache oder politisches Engagement. Eine Auswahl an Objekten, Dokumenten und Fotografien aus DOMiDs einzigartiger Sammlung beleuchten die Erfahrungen und Erlebnisse von Migrant*innen und ihren Nachfahr*innen. In der Ausstellung "Drei Generationen" porträtiert der Fotograf Guenay Ulutuncok lebensgroße Portraits von 17 Familien – Großeltern, Eltern und Kinder mit ihren individuellen Werdegängen.
Foto: Landtag NRW/Bernd Schälte
Zur Ausstellungseröffnung begrüßte die Vizepräsidentin des Landtags NRW, Carina Gödecke, u.a. den türkischen Botschafter in Deutschland, Ahmet Başar Şen, den Landesintegrationsminister Dr. Joachim Stamp, die Generalkonsulin Ayşegül Gökçen Karaarslan sowie den DOMiD Geschäftsführer Dr. Robert Fuchs.
Die Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke eröffnete die Ausstellungen mit den Worten:
"Bis zum Stopp des Anwerbeabkommens im Jahr 1973 reisten nach und nach mehr als 850.000 Menschen aus der Türkei nach Westdeutschland ein, vor allem ins Ruhrgebiet, um dort in den Zechen, an den Förderbändern, in den Fabrikenhallen und an anderer Stelle mitanzupacken. Fest steht für uns heute: Der Wiederaufbau und der Aufschwung Deutschlands, unser heutiger Wohlstand und unsere heutige wirtschaftliche Stabilität hätte es ohne die Männer und Frauen aus der Türkei so nicht gegeben. Und für diese große Leistung, die unser Land nach den zerstörerischen Jahren des Krieges und der Diktatur wirtschaftlich wieder auf die Beine gestellt hat, sind wir diesen Menschen für immer dankbar. Und wir sind ihnen auch verpflichtet, diese Dankbarkeit deutlich zu machen. Und viele von ihnen, die gekommen sind, sind dann auch wieder zurückgekehrt, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber viele sind auch geblieben. Und die haben ihre Familien nachgeholt oder haben Familien gegründet. Und so wurden dann aus den Gastarbeitern Schritt für Schritt erst Kumpel und Kollegen, dann – wenn es gut gelaufen ist – neue Nachbarn. Und – wenn es ganz besonders gut gelaufen ist – dann wurden daraus auch Freunde. Und heute lebt in unserem Bundesland Nordrhein-Westfalen fast eine Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln."
© Landtag NRW/Bernd Schälte
Der türkische Botschafter in Deutschland Ahmet Başar Şen hob hervor:
"Seit 60 Jahren ist Deutschland die Heimat vieler türkeistämmiger Menschen und der meisten türkeistämmigen Menschen. Wir haben mindestens die Hälfte unserer Diaspora aus der Türkei in Deutschland. Sie haben insgesamt einen großen Beitrag geleistet für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Sie sind in einer Zeit des Aufschwungs gekommen, weil sie gebraucht wurden. Aber der Aufschwung wurde größer und besser. Und Deutschland hat wieder eine führende Rolle in Europa und in der Welt. Und die damaligen Gastarbeiter haben dazu beigetragen."
Integrationsminister Nordrhein-Westfalens Dr. Joachim Stamp würdigte 60 Jahre Migrationsgeschichte:
„Dankeschön“ – das ist das Wort, das wir heute in den Mittelpunkt stellen müssen. Dankeschön an die erste Generation, die zu uns gekommen ist. Und wir verdanken den Männern und Frauen dieser ersten Generation sehr viel. Und ich verneige mich vor den großen Lebensleistungen dieser Menschen. Sie verdienen die Anerkennung und den Respekt unserer gesamten Gesellschaft. Und auch den Kindern, den Enkeln und Urenkeln dieser ersten Generation schulden wir etwas. Die Hürden, die sie noch zu oft wegen ihrer Herkunft im Alltag überwinden müssen, die müssen wir endlich wegräumen. Es darf nicht sein, dass ich aufgrund meines Nachnamens oder aufgrund meines Wohnorts Schwierigkeiten haben bei der Arbeitsplatzsuche, bei der Wohnungssuche. Dass es immer noch zu dieser Form der Alltagsdiskriminierung kommt."
DOMiD Geschäftsführer Dr. Robert Fuchs betonte:
"Wir leben längst in einer Einwanderungsgesellschaft. Doch nur, und da bin ich auch bei Teilhabe, nur wer Anknüpfungspunkte zur Geschichte einer Gesellschaft hat, kann sich dieser auch zugehörig fühlen. Die Erfahrungen der Menschen, die nach Deutschland kamen, und ihrer Nachfahren sollten sich in Schulbüchern, in Medien und auch verstärkt in Ausstellungen wiederspiegeln. Migration muss als zentraler Bestandteil der deutschen Geschichte verstanden werden. "
© Landtag NRW/Bernd Schälte
Bei der Ausstellungseröffnung im Landtag NRW hatte DOMiD Geschäftsführer Dr. Robert Fuchs die Gelegenheit, die Gäst*innen durch die Ausstellungen zu führen. Im Düsseldorfer Landtag werden beide Ausstellungen noch bis zum 17. Dezember 2021 gezeigt. Die Ausstellungen sind aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht öffentlich zugänglich.